Stadt der Menschen – Stadt der Dinge

Am 11. Mai 2019 wird die Ausstellung „Wem gehört die Stadt? Krems und Stein gestalten im 16. Jahrhundert“ im museumkrems eröffnet. Thomas Kühtreiber und Elisabeth Gruber vom Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems haben dabei den Blick die „großen und kleinen Dinge“ gelenkt, die  das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Stadt im 16. Jahrhundert geprägt haben.

Wie auch andernorts suchten die städtischen Eliten von Krems und Stein ab dem späten 15. Jahrhundert nach neuen Ausdrucksformen, ihren Wohlstand zur Schau zu stellen und das neu gewonnene Selbstbewusstsein in Szene zu setzen. Dazu zählten neben repräsentativen Bauten mit aufwändigen Fassadengestaltungen auch Selbstdarstellungen, wie etwa die beiden Porträtdarstellungen des Kremser Apothekerehepaares Magdalena  und Wolfgang Kappler. Nebeneinander gestellt erscheinen die beiden Figuren einander zu gewandt; Haltung, Kleidung und Schmuck verweisen auf ihren hohen sozialen und wirtschaftlichen Status. Besonders beeindruckend ist die Inszenierung des Fingerschmuckes: durch die sorgfältige Handhaltung werden jeweils sechs Ringe auffällig zur Schau gestellt.

Porträt des Ehepaars Kappler

Der aus Straßburg stammende Arzt und Apotheker Wolfgang Kappler übte nach seinem Studium in Venedig die Funktion eines Stadtarztes in Brünn/Brno aus, bevor er 1527 die sog. Mohrenapotheke in Krems gründete. Über seine Ehefrau Magdalena, Tochter des Kremser Bäckermeisters Ulrich Gmundner ist nur wenig bekannt. Das älteste ihrer Kinder, Sophia, wurde in Znaim/Znojmo, alle übrigen in Krems geboren, wie aus den Vermerken am Stammbaum des Ehepaares, der sich auf der Rückseite von Magdalenas Porträtdarstellung befindet, entnommen werden kann. Die Darstellung der Familie Kappler in Form eines Stammbaumes greift zeittypische Formen bürgerlicher und adeliger Repräsentationskultur und familiärer Erinnerungskultur auf.

Das Apothekergewerbe galt nicht nur als aufwändiges und kostenintensives Gewerbe. Der Betrieb einer Apotheke musste ebenso wie der Standort bewilligt werden. Oftmals befanden sich diese an den „Hotspots“ der Stadt. Dementsprechend gehörten Apotheker zu den Bürgern mit höchstem Ansehen. Die Apotheke ist nach einer Steinfigur an der Gebäudeecke benannt, die den Sommer personifiziert. Das Original befindet sich im museumkrems. An der Hausfassade befindet sich heute noch eine Inschrift mit dem Kappler’schen Wappen und der Darstellung eines „Wilden Mannes“. Die lateinische Inschrift lautet in Übersetzung:

In diesem Jahre 1532, in welchem Kaiser Karl den Krieg gegen die Türken durchführte, verbrannte dieses Haus, aber doch hat dann in zwei Jahren dasselbe aufgebaut Wolfgang Kappler, Medicus.

E.G.