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Vaccaro
Pilgerzeichen in REALonline
Diese Sammlung wurde für Recherchezwecke für einen Artikel von Alexandra Hylla und Thomas Kühtreiber über “Bildliche Kleinstformate als Dinge” erstellt.
Insgesamt wurden 68 Bildwerke ausgewählt, auf denen Pilgerzeichen mehr oder weniger deutlich zu erkennen sind.
Folgende Fragen standen im Vordergrund:
1. Sind die Pilgerzeichen in erkennbarem Detailgrad abgebildet?
2. Wenn mehrere Pilgerzeichen am Pilgergewand, speziell am Pilgerhut, affichiert dargestellt sind: Gibt es eine “Hierarchie”? Als Arbeitsprämisse wird davon ausgegangen, dass jenem Pilgerzeichen, das mittig am Hut angebracht ist, die höchste Bedeutung beigemessen wurde.
Wenig überraschend sind die meisten Pilgerzeichen – konkret Pilgermuscheln, z.T. kombiniert mit Miniatur-Pilgerstäbchen (bandones) bei Darstellungen des Apostels Jakobus dem Älteren als Heiligenattribut dargestellt. Dabei handelt es sich vor allem um Einzeldarstellungen bzw. um Szenen aus hagiographischen Zyklen, in biblischen Szenen ist der Hl. Jakobus Maior meist nur als ein Apostel unter mehreren zu erkennen. Ausnahmen sind Apostelabschiede sowie Bildthemen wie der Tod Mariens oder das Letzte Gebet Mariens. Weitere Heilige, die als Pilger dargestellt werden, sind die Heiligen Rochus, Jodok, Sebaldus, Alexius von Edessa und der Heilige Koloman, bei denen Lebensabschnitte ihrer legendarischen Überlieferung ihre Darstellung als Pilger evozierten. Im Fall einer Flucht der Hll. Cantius, Cantianus und Cantianilla wurde diese als Pilgerfahrt durch die Ausstattung derselben im Bild umgedeutet.
Von den Pilgerzeichen ist vor allem die Pilgermuschel, die nicht nur auf den Pilgerort Santiago de Compostela verweist, sondern im Zeitraum der hier gesammelten Bilder oftmals für den Pilger an sich stehen, am besten zu erkennen. Vergleichsweise gut sind auch Vera Icon-Abzeichen – Abbildungen des “wahrhaften Bildnisses Christi” am sog. Schweißtuch der Veronika – zu identifizieren, und zwar als Abbilder auf Stoff, Papier oder Pergament. Dieses wurde seit 1300 in Heiligen Jahren in Rom öffentlich gezeigt und seit damals auch als Pilgerzeichen vertrieben. Metallene Pilgerzeichen sind hingegen nur in Ausnahmefällen identifizierbar, so zwei durchbrochen gearbeitete “Gitterzeichen” aus Einsiedeln (Schweiz), während eine Madonna im Strahlenkranz sowie zwei Kreuzigungsmotive von mehreren Pilgerorten stammen könnten.
Bei mehreren am Hut affichierten Pilgerzeichen ist in der Regel das Vera Icon-Abbild in der Mitte. Da dieses ja als wahres Abbild Christi angesehen wurde, ist ihm die höchste Verehrung als Kultbild zugekommen. Pilgermuscheln wurden offenkundig auch höher als metallene Pilgerzeichen bewertet, zumindest durch die Künstler, die diese abbildeten. Dies ist insofern bemerkenswert, als die archäologische Überlieferung von Pilgermuscheln im Zeitraum der hier gesammelten Bilder (15. bis frühes 16. Jahrhundert) deutlich seltener überliefert sind. Vereinzelt sind auch kleine, medaillonartige Zeichen erkennbar, die ab dem späten 15. Jahrhundert die klassischen Pilgerzeichen des Mittelalters abzulösen beginnen.