Das „Hübsche-Februar-Mädchen“ ist unter einem anderen Namen besser bekannt: Schneeglöckchen. Es gilt als Vorbote des Frühlings und kämpft sich durch den Schnee (sofern vorhanden) an die Oberfläche. Von den etwa 20 verschiedenen Arten ist in unseren Breiten hauptsächlich das Kleine oder Gewöhnliche Schneeglöckchen verbreitet. Ein weiterer Frühlingsbote ist der Märzenbecher (auch Frühlingsknotenblume genannt), der landläufig ebenfalls als (Großes) Schneeglöckchen bezeichnet wird. Darüber, welche die schönere Blume ist, lässt sich trefflich streiten. Beide gehören zur Familie der Amaryllisgewächse, jedoch zu unterschiedlichen Gattungen.
In REALonline lassen sich über die Suchfunktion einige Schneeglöckchen und Märzenbecher finden, wobei die jeweilige Zuordnung nicht immer ganz einfach ist, weil die Pflanzen nur sehr klein im Hintergrund und nicht botanisch eindeutig dargestellt sind.
Bei den beiden als Schneeglöckchen deklarierten Blumen könnte es sich eher um Märzenbecher handeln: Auf dem 1462 entstandenen Votivbild „Kreuzigung Christi“, das sich heute im Stadtmuseum Nördlingen (Bayern) befindet, ist die Blume unter dem Kreuz zu sehen.
Auf einem sich ebenfalls dort befindlichen und auch mit 1462 datierten Flügelaltar lässt sie sich auf der Tafel „Heimsuchung Mariens“ im Hintergrund entdecken. Eher als Schneeglöckchen ist hingegen etwa die Blume auf dem um 1490 entstandenen Tafelbild „Gebet Jesu am Ölberg“ (heute im Stadtmuseum Meran, Südtirol) zu identifizieren. Ein an seinem charakteristischen gelbgrünen Punkt auf den Blütenblättern eindeutig erkennbarer und auch in REALonline als solcher bezeichneter Märzenbecher ziert das 1499 entstandene Tafelbild „Heilige Dorothea und Botenknabe“ von Hans Holbein dem Älteren (heute Staatsgalerie im Schaezlerpalais, Augsburg, Bayern).
Saisonal betrachtet, scheint Ostern (Jesus am Ölberg, Kreuzigung Christi) für beide Blumen ebenso passend wie der 6. Februar, der Tag des Martyriums der Heiligen Dorothea. Letztere ist – nebenbei bemerkt – unter anderem die Schutzpatronin der Gärtner/-innen sowie der Floristinnen und Floristen. Mariä Heimsuchung fällt hingegen in den Frühsommer (2. Juli, seit 1970 nach dem römischen Generalkalender 31. Mai). Allerdings gelten sowohl das Schneeglöckchen als auch der Märzenbecher als Mariensymbole.
Dass – relativ eindeutige – Schneeglöckchen auch als ungewöhnliche Helmzier dienen konnten, zeigt ein Wappen, das in der Österreichischen Fürstenchronik von Heinrich von Gundelfingen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts abgebildet ist (Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 516).
S.P.