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Im Zuge des Projekts ONAMA – Ontology of Narratives of the Middle Ages – wurden die Daten von REALonline semantisch modelliert und sind nun im Datenformat RDF hier (nächtlich aktualisiert) verfügbar. Damit können die vielen Daten, die in REALonline erhoben werden, künftig auch in Forschungsprojekten genutzt werden, die – wie das auch bei ONAMA der Fall ist – semantic web-Technologien für die Modellierung und Abfrage ihrer Daten verwenden. Es gelten die allgemeinen Nutzungsbedingungen von REALonline. Bei Fragen können Sie sich gerne an uns wenden.

Für drei neue Projekte im Bereich der Digital Humanities konnten am IMAREAL Fördermittel eingeworben werden – eines davon startet heute. Interaktionsformen von Wissenschaft und Bevölkerung, Datenvisualisierung, Distant Viewing und der Einsatz von künstlicher Intelligenz werden bei diesen Projekten im Zentrum des Interesses stehen.

Der virtuelle Salon am IMAREAL eröffnet im Oktober 2021 mit einer Vortragsreihe als Kommunikationsplattform zur Materiellen Kultur. Auch „nach Corona“ wird eine Online-Teilnahme bei allen Vorträgen möglich sein. Die Veranstaltungen sollen eine möglichst hohe interaktive Qualität haben, die „by doing“ experimentell weiterentwickelt werden soll.

Haben Sie sich beim Blick auf die Konstellation an Dingen am Home office-Tisch auch schon einmal gefragt, was alles auf Tischen in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bildern zu sehen ist?

In einem Fernsehspot werden die Herkulesaufgaben gezeigt, mit denen sich ein Babyelefant in Zeiten einer Pandemie herumschlagen muss – mit aller Kraft schiebt der Kleine im Plüschkostüm die Erwachsenen auseinander, um auf den nötigen Abstand zwischen Menschen hinzuweisen. Ganz anders dagegen die Tätigkeit unseres Protagonisten einer Miniatur aus dem Codex 2773 der österreichischen Nationalbibliothek (REALonline 006370A): Der Greis links im Bild versucht hier, eine junge Frau näher zu dem neben ihr sitzenden jungen Mann zu schieben.

Das vergangene Jahr war in vielerlei Hinsicht ein herausforderndes Jahr. Es hat uns gelehrt, dass die Zusammenarbeit ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags ist. Diesen Aspekt nimmt auch das Detail des Flügelaltares aus Seitenstetten in den Blick. Für die beiden Frauen ist der Weg zur Krippe nicht ohne Hindernis. Gemeinsam können sie es überwinden. In diesem Sinne wünschen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr.

Rund um Allerheiligen verändert sich zunehmend auch das Aussehen unserer Landschaft. Nicht nur die Blätter der Laubbäume färben sich und fallen ab; Tage mit dichtem Nebel lassen selbst gut bekannte Gegenden bisweilen ganz anders erscheinen. Die Materialität dieser Form des Wassers hat also auch einen Einfluss darauf, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, welche Landschaftsmerkmale oder Gebäude wir sehen, während andere im dichten Nebel völlig eingehüllt werden und verschwinden.  

In unserer durch und durch digitalisierten Lebenswelt sind Internet-Links von großer Bedeutung: Sie erschließen Wege in die digitalen Welten des Wissens, des Konsums und der sozialen Beziehungen; gleichzeitig konstituieren sie diese auch auf virtuelle Weise. Eine wichtige Rolle spielt dabei nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität dieser Links: Identität und Stellenwert jener hinter den Webauftritten stehenden Institutionen und Individuen werden wesentlich dadurch mitdefiniert, mit wem (oder was) sie im world wide web verlinkt sind. In der Sprache der Marketing- und IT-Fachleute ist in Hinblick auf die Optimierung von Webauftritten oft von „good and bad links“ die Rede.

Postkarten kommen als Urlaubsgrüße wieder in Mode: mit einfach zu bedienenden Applikationen kann das „Selfie“ vor der Hauptattraktion der Urlaubsdestination als Grußkarte unkompliziert und rasch versendet werden. Das mehr oder weniger „neutral“ arrangierte Sightseeing-Sujet, das bisher als Postkarte gekauft und versendet wurde, kann nun durch die persönliche Perspektive visuell personalisiert und individualisiert werden.

Die Corona-Pandemie hat uns einen neuen Gebrauchsgegenstand beschert. Was bisher nur bei der Arbeit im Krankenhaus oder bei der Feuerwehr ganz selbstverständlich zur Berufskleidung gehörte, muss nun von allen beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln und weiteren gesetzlich geregelten Situationen verwendet werden: der Mund-Nasen-Schutz, kurz MNS, oft auch nur Maske genannt – dann meist in Zusammenhang mit der ‚Maskenpflicht‘.

In Zeiten der Covid-19-Krise haben Lieferdienste Konjunktur. Via Posttrolley, PKW oder Lastenfahrrad werden täglich unzählige Pakete und Waren in Wohnungen zugestellt, deren Bewohner*innen aktuell entweder diese nicht verlassen können oder es sicherheitshalber nicht tun möchten.

Im althochdeutschen Bibelepos ‚Liber Evangeliorum‘ des Otfried von Weißenburg (um 860), erweist sich Maria als ausgesprochen multitaskingfähig. Als der Engel Gabriel mit der frohen Botschaft in ihr Gemach tritt, ist sie mit Handarbeit beschäftigt und liest gleichzeitig in einem Psalter. Hingegen werden im biblischen Bericht zur Verkündigung deren Raum und Accessoires nicht weiter beschrieben: Der einzige Hinweis darauf, dass das Ereignis in einem Innenraum stattfindet, ist mit dem „Eintreten“ des Engels Gabriel gegeben (et ingressus angelus ad eam dixit: Ave, gratia plena etc. / Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: usw., Lk 1,28).  

Die Bilddatenbank REALonline enthält 139 Bilder, auf denen Personen als Pilger oder Pilgerin ausgewiesen wurden. Dabei handelt es sich in der Regel um Auszeichnungen von Heiligen, die aufgrund ihrer legendenhaften Überlieferung als Pilger oder Reisende bekannt sind, wie beispielsweise der Apostel Jakobus der Ältere, der Hl. Rochus, der Hl. Koloman oder der Hl. Sebaldus.

In den zwei Wochen vor und nach der Wintersonnenwende flauen im Mittelmeer die Stürme ab; diese 14 Tage werden mitunter auch als ‚halkyonische Tage‘ bezeichnet. Dem liegt die in der griechischen Mythologie tradierte Erzählung zu Grunde, nach der Alkyone um ihren auf hoher See verstorbenen Gatten König Keyx von Trachis trauerte, worauf Alkyones Vater, der Windgott Aiolos, die beiden in Eisvögel verwandelte und die Winde stillstehen ließ, damit das Paar ein Nest bauen und auf dem Meer ihren Nachwuchs ausbrüten konnte.

Für das Team des IMAREAL geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Die Feierlichkeiten des 50-Jahr-Jubiläums in Krems und Salzburg haben uns veranlasst, gemeinsam mit jenen Personen und Institutionen, denen wir auf die eine oder andere Weise verbunden sind, auf die Geschichte des Instituts zurück zu blicken und über die zukünftigen Schritte nachzudenken. Die enge Vernetzung mit den Einrichtungen des Landes Niederösterreich, der Stadt Krems und der Universität Salzburg haben sich dabei als beständiges und produktives Kontinuum erwiesen.

Unser Bild des Monats Oktober ist gleichzeitig das Titelbild der Ringvorlesung des IZMF Das Mittelalter in Wissenschaft und Kultur: Alte Epoche – neue Narrative. Alle Studierenden sind herzlich eingeladen teilzunehmen. Diesmal wird es auch einen Beitrag aus dem Projekt ONAMA geben: Peter Hinkelmanns, Miriam LandkammerIsabella Nicka und Manuel Schwembacher werden in einer der Lehrveranstaltungseinheiten „Von Heldinnen, Drachen und Graphen. Erzählen vom Mittelalter im ‚Semantic Web‘“ erzählen.

Das Institut für Realienkunde feiert sein 50-jähriges Bestehen! Aus diesem Anlass werden wir am 7. November 2019 in der Dominikanerkirche in Krems unsere neue Publikationsreihe formate – Forschungen zur materiellen Kultur und den ersten darin erschienenen Band Object links – Dinge in Beziehung vorstellen und die Zeit der Anfänge des Instituts Revue passieren lassen. Aktuelle Forschungsperspektiven und -projekte werden im Rahmen einer Posterpräsentation vorgestellt, im „Museum für eine Nacht“ werfen wir einen Blick auf die Anfänge der Digital Humanities am Institut und im IMAREAL-Wohnzimmer kann man in entspannter Atmosphäre eine Zeitreise antreten. Letztere bietet auch die musikalische Umrahmung des Festakts: Das Ensemble Passatempo wird uns mit Melodien aus den vergangenen 50 Jahren auf die Rückschau einstimmen.

Im Zuge des Klimawandels rücken die Luftfahrt und die Transportmittel, die sie ermöglichen, immer mehr in ein düsteres Licht. In einer Zeit hingegen, in der das Sicherheben über die Wolken in den Kinderschuhen steckte, wurden nahezu alle daran beteiligten Objekte zu Ko-Heroinnen der Überwindung von Schwerkraft. So schilderte die Schauspielerin Sarah Bernhardt etwa – folgt man der Erzählung Julian Barnes’ Roman „Levels of Life“ – ihren Aufstieg in höhere Sphären in einem Heißluftballon aus der Sicht des Stuhls, auf dem sie während des Abenteuers gesessen hatte. In welcher Form haben Gegenstände aber nun teil an der visuellen Vermittlung der Erzählung von einer ganz anderen Himmelfahrt, wie beispielsweise jener, die Rueland Frueauf der Ältere 1490/1491 malte?

Mitmenschen mit Sinn für Nostalgie verschicken aus ihrem Urlaub noch handschriftliche Grüße. Die abgebildete Situation ist dabei natürlich niemandem zu wünschen!

Eine schreibende und eine lesende Person mitten im Regen ergeben ein sehr ungewöhnliches Bild. Schreiben bei strömendem Regen ist zwar durchaus ein Topos – Schreibenden aus unterschiedlichen Epochen im produktiven Hoch, während der Regen gegen das Fenster oder auf das Dach der Veranda prasselt, begegnet man beispielsweise in Filmen immer wieder. Schreiben im strömenden Regen ist aber eine Tätigkeit, die – auch wenn es ein angenehm erfrischender Sommerregen ist – schon aufgrund der dazu benötigten Utensilien und deren Eigenschaften schlecht ausführbar ist.

Die Fliege, so unscheinbar und kurzlebig sie sein mag, ist für die Kunstgeschichte ein ganz besonderes Tier. Dies hängt sowohl mit einem komplizierten physikalischen als auch mit einem biologischen Merkmal zusammen, durch welche sie sich auszeichnet und die sie befähigen, gegen die Wirkung der Schwerkraft festen Halt auf verschiedenen, auch sehr glatten Oberflächen zu finden. Fliegen kleben literaliter durch eine von den Beinen abgesonderte Flüssigkeit an den Dingen.  Auch deshalb ist es gerade eine Vertreterin dieser Species, die in der Täuschungsanekdote über den perfekten Illusionismus der Malerei Giottos figuriert: Sein Lehrer Cimabue habe versucht, von einem seiner Werke eine von Giotto auf die Nase einer Bildfigur gemalte Fliege zu verscheuchen. Dies wiederum rekurriert auf die Trompe l’œuil-Anekdote bei Plinius, in der die Vögel an den von Zeuxis gemalten Trauben picken und Zeuxis wiederum versucht, einen von Parrhasios gemalten Vorhang zur Seite zu ziehen, um das vermeintlich dahinter befindliche Bild sehen zu können – die beste Täuschung ist diejenige, die selbst den Künstler und gar den Lehrer täuscht.

Am 11. Mai 2019 wird die Ausstellung „Wem gehört die Stadt? Krems und Stein gestalten im 16. Jahrhundert“ im museumkrems eröffnet. Thomas Kühtreiber und Elisabeth Gruber vom Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems haben dabei den Blick die „großen und kleinen Dinge“ gelenkt, die  das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben der Stadt im 16. Jahrhundert geprägt haben.

Zum Frühling im Allgemeinen wie auch zum christlichen Osterfest, das ja häufig – und so auch in diesem Jahr – im April stattfindet, gehört hierzulande untrennbar der Hase: Nicht umsonst wird der Feldhase (Lepus europaeus), der übrigens zu den gefährdeten Tierarten zählt, beim Naturschutzbund Österreich als Säugetier des Monats April geführt. Ob er uns nun als Schokoladehase im Supermarkt begegnet (und direkt in den Einkaufswagen springt) oder uns beim Wandern in der Natur über den Weg läuft, ob man ihn als Fruchtbarkeitssymbol sehen möchte oder als kulinarisches Highlight der Wildsaison – Hasen lösen wahrscheinlich bei den meisten von uns positive Gefühle und Assoziationen aus.

Mit ONAMA, der „Ontology of the Narratives of the Middle Ages“, startete am 01. März 2018 ein zweijähriges Kooperationsprojekt zwischen der Mittelhochdeutschen Begriffsdatenbank (MHDBDB, Universität Salzburg) und dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems (IMAREAL, Universität Salzburg), beide Teil des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalter und Frühneuzeit (IZMF) an der Universität Salzburg. Projektziel ist die Entwicklung einer Semantic-Web-Ontologie als digitales Werkzeug für die Analyse des imaginativen Potenzials und der narratologischen Muster in der Literatur und in Bildern des Mittelalters. Auf der Basis von Fallstudien wird im Zuge des Projekts auch veranschaulicht, wie eine solche Ontologie in der mediävistischen Forschung verwendet werden kann.

In REALonline werden alle dargestellten Elemente eines Bildes (Figuren, Objekte, Kleidung, Tiere, Pflanzen; Handlungen, Handlungsorte etc.) erfasst. Zusätzlich sind auch Informationen festgehalten, die etwas über die Bezüge zwischen diesen Elementen (und ihren Teilen) aussagen, also etwa, ob ein Krug auf dem Tisch steht oder ihn jemand in der Hand hält, ob er einen Henkel hat, oder welche Kleidung die dargestellten Personen tragen. Mit diesen Daten lässt sich auch erforschen, wie in Bildern erzählt wird.

Der Mann mit der roten Kopfbedeckung, der aus dem Bild blickt und damit auch eine direkte Verbindung zu den Betrachter*innen herstellt, hält einen Stab in der Hand, an dessen Ende der Kreuzestitulus montiert ist.

Spätestens seit René Magrittes berühmten Bild „Ceci n’est pas une pipe“ ist klar, dass die Darstellung von Dingen auf Bildern eben „nur“ deren bildliche Repräsentation ist, nicht das Ding selbst. Dies berührt einen Kernpunkt realienkundlicher Arbeit, nämlich jenen der Frage der Dinge im Netzwerk ihrer Repräsentationen. Im aristotelischen Sinne, also unter der Annahme, dass allen Dingen eine gemeinsame Idee von DEM Tisch, DER Kanne etc., innewohnt, kann auch das materielle Objekt als Repräsentation angesehen werden. Unabhängig von der Frage, ob man selbst eher der idealistischen (Idee>Ding) oder materialistischen (Ding>Idee) anhängt, erleichtert das Denken in „Repräsentationen“ den interdisziplinären Diskurs, weil es keine Hegemonie des physischen Objekts im Sinne des „realen“ Objekts gibt: Wirklich ist, was wirkt, nicht was physisch be-greifbar ist.

Während in unseren Breiten im Jänner meist die kälteste Zeit ist und derzeit enorme Schneemassen das Land bedecken, sodass die Bewohner*innen in abgelegenen Alpenregionen mittels Hubschrauber notversorgt werden müssen, führt uns der Heiligenkalender in die abgelegene Wüste Ägyptens zu den zwei heiligen Eremiten Paulus von Theben (am 10. Jänner) und Antonius (am 17. Jänner). Auch in der Wüste wurde man aus der Luft versorgt:  in der bekannten Sammlung von Heiligenviten, der „Legenda Aurea“ des Jacobus des Voragine aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist zu erfahren, dass Paulus von Theben im 3. Jahrhundert AD jahrzehntelang in einer Höhle wohnte, wohin ihm ein Rabe täglich ein halbes Brot brachte.

Den Monat November verbinden heute viele mit einem in dieser Zeit vermehrt zubereiteten Gericht: einer gebratenen Gans. Dieses Essen wird oft in Zusammenhang mit einer Episode gebracht, die sich im Leben des Hl. Martin zugetragen haben soll: Aus Bescheidenheit versteckte er sich demnach bei den Gänsen, um nicht zum Bischof gewählt zu werden. Das Geschnatter des Federviehs verriet ihn aber und er wurde dennoch mit diesem Kirchenamt bekleidet. „Die Gänse haben Sankt Martin verraten, drum müssen sie jetzt braten,“ so eine gängige abgekürzte Schilderung der Zusammenhänge zwischen der Vita des Heiligen und dem Festtagsessen.

Einen offiziellen, vom Vatikan bestätigten Schutzheiligen oder eine Schutzheilige für das Internet gibt es bisher noch nicht, wohl aber gibt es einige Kandidaten dafür – allen voran den heiligen Isidor von Sevilla (560-636 n.Chr.), einen großen Gelehrten, bedeutenden Kirchenvater und Bewahrer antiken Wissens. Der heilige Severus hingegen, Protagonist unseres Bildes des Monats Oktober, ist in diesem Zusammenhang (noch) nicht im Gespräch.

30, August 2018
Blog, Schon gewusst?

Um Grenzen oder Abgründe überwinden zu können, bedarf es – baulicher – Hilfsmittel, wie etwa Brücken. Diese müssen nicht nur errichtet, sondern auch Instand gehalten und bei Bedarf erneuert werden. Geschieht dies nicht, können Verbindungen nicht aufrechterhalten werden, kommt es zu Verzögerungen oder gar zu Katastrophen – dies hat sich bis heute nicht wesentlich geändert, wie das jüngste Beispiel eines massiven Brückeneinsturzes mitten im städtischen Raum in Genua zeigt. Gelegentlich können Brücken allerdings auch missbräuchlich genutzt werden. Am Bild des Monats wird eine der wenigen Darstellungen der Hinrichtung des heiligen Florian in Szene gesetzt. Dies ist umso auffallender, als von den 63 in der Bilddatenbank REALonline aufgenommenen Werken mit Darstellungen des heiligen Florian nur 4 den Hinrichtungsort – die Brücke – thematisieren.

Zumindest unter den etwas älteren Semestern unter den LeserInnen dieses Texts dürften sich in den letzten Jahren eigentümliche Gefühle beim Reisen durch Europa eingestellt haben: Plötzlich bilden sich wieder Staus an Landesgrenzen, die man in dieser Form nicht mehr für möglich gehalten hat, ernst blickende Exekutivbeamte mit Bewaffnung sorgen für die dazu passende Beklemmnis.

Die aktuellen Grenzkontrollen als Teil der politischen Restriktionen im Gefolge der sogenannten „Flüchtlingskrise“ in Europa 2015 können im historischen Kontext auch dahingehend interpretiert werden, dass das Verständnis von „Grenze“ und der Umgang mit Menschen an solchen veränderlich war und ist und dementsprechend auch kulturell wie politisch unterschiedliche Bedeutungszuschreibungen erfuhr. Im Früh- und Hochmittelalter prägten Marken – mehr oder weniger breit definierte Grenzsäume, z.T. mit besonderen Verwaltungsaufgaben – den Übergang von einem Land zum nächsten. Erst mit dem zunehmenden territorialen Verständnis von Herrschaft im Spätmittelalter setzen sich Grenzen als linear im Raum gedachte und dementsprechend auch zu markierende Strukturen durch.

Im unteren Bildbereich einer Seite aus der illustrierten Lilienfelder Concordantiae Caritatis sind Tiere beim Sammel von Wintervorräten zu sehen (REALonline 004017D). Vorbildlich tragen hier Igel und Ameisen Früchte in ihre Behausungen und vollziehen damit gewissermaßen das zweckgebundene Sammeln.

Das Sammeln und Verarbeiten von personenbezogenen Daten wird mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung, die mit 25. Mai 2018 in Kraft getreten ist, neu geregelt.  Unzählige eMails sind dazu in letzter Zeit unter dem sperrigen Kürzel DGSVO verschickt worden, in denen die EmpfängerInnen informiert wurden, dass ihre Adressen für die Zusendung von Newslettern oder Veranstaltungsinformationen verwendet werden und sie mögen dies bitte weiterhin zulassen, indem sie dies durch ihre explizite Einwilligung bestätigen. Vielen wurde vielleicht dabei erst bewusst, auf wievielen Verteilern ihre Kontaktdaten aufliegen und konnten die Gelegenheit nutzen, niemals abonnierte Newsletter und andere unerwünschte Zusendungen los zu werden, indem sie die „opt-in“ Aufforderungen einfach ignorierten. Damit müssen die eMailadressen aus den Verteilern gelöscht werden.

Auf fol. 5r im Speculum Humanae Salvationis, Madrid, Bibl. Nac., Ms. B. 19,  wird Adam nach der Vertreibung dargestellt, mit einer Spitzhacke samt metallener Klinge den Ackerboden bearbeitend. Die Figur der Eva vervollständigt diese Bildgruppe; sie wird bei der Ausübung eines Handwerks, des Spinnens, gezeigt.

Die mittelalterliche Theorie zu den Bedingungen, Grundlagen und dem Status menschlicher Arbeit unterscheidet sich grundsätzlich von der Antike. Während dort  jegliches mit der Hand ausgeübte Tun, d.h. alle mit den artes mechanicae verbundenen Tätigkeiten als niedere, den Sklaven überlassene Verrichtungen galten, erfuhr das Handwerk mit der Exegese der christlichen Schöpfungsgeschichte eine Aufwertung.

Briefe mit einem Siegel zu versehen, ist für viele Menschen eine bekannt Praxis, auch wenn wir diese heute kaum noch verwenden. Den Einsatz von Siegeln kennen wir auch von Gegenständen, wie Feuerlöschern, Gaszählern oder Notbremsen. Zumindest über die Vermittlung von Kriminalromanen und -serien sind auch Versiegelungen von Räumen oder Wohnungen durch die Polizei geläufig.

In allen Fällen dient die Anbringung eines Siegels dazu, ein unautorisiertes Zugreifen auf einen Gegenstand oder einen Bereich zu verhindern oder zumindest durch das gebrochene Siegel eine unrechtmäßige Handlung nachweisen zu können.

In Bildern von der Auferstehung Christi wird das intakte Siegel dazu genutzt, diese Schlüsselstelle der Heilsgeschichte noch deutlicher vor Augen zu führen.

Die christlichen Kirchen erinnern zu Ostern an den Kreuzestod und die Auferstehung Jesu Christi, durch die im christlichen Glauben die Erlösung der Menschheit von der Sünde und die Aussicht auf ewiges Leben begründet wird. Damit in Verbindung steht die christliche Vorstellung des Jüngsten Gerichts, bei dem die Toten zum Leben erweckt werden.

Die Auffassung eines göttlichen Gerichts am Ende des Weltgeschehens geht auf antike bzw. alttestamentliche Vorbilder zurück, nach dem neuen Testament erscheint Christus am Jüngsten Tag, um die Lebenden und die Toten nach ihren Taten zu richten.

Vielleicht kennen Sie schon die Funktion von myREALonline, mit der Sie Ihre eigenen Sammlungen anlegen und diese bei Bedarf per Link mit anderen teilen können. Es gibt aber auch die Möglichkeit, öffentliche Sammlungen zu speichern, die für alle zugänglich sind. Anlässlich der Ausstellung „Rueland Frueauf d.Ä. und sein Kreis“ in der Österreichischen Galerie Belvedere (Oberes Belvedere) haben wir für Interessierte dazu Datensätze aus REALonline in einer virtuellen Kollektion vereinigt.

REALonline ist nun auch auf der Website von DArtHist, dem Netzwerk für Digitale Kunstgeschichte in Österreich, vertreten. Die Plattform dient der Information und Vernetzung von Personen, die ein Interesse an kunsthistorischer Forschung im Kontext der digital humanities haben.

Das „Hübsche-Februar-Mädchen“ ist unter einem anderen Namen besser bekannt: Schneeglöckchen. Es gilt als Vorbote des Frühlings und kämpft sich durch den Schnee (sofern vorhanden) an die Oberfläche. Von den etwa 20 verschiedenen Arten ist in unseren Breiten hauptsächlich das Kleine oder Gewöhnliche Schneeglöckchen verbreitet. Ein weiterer Frühlingsbote ist der Märzenbecher (auch Frühlingsknotenblume genannt), der landläufig ebenfalls als (Großes) Schneeglöckchen bezeichnet wird. Darüber, welche die schönere Blume ist, lässt sich trefflich streiten. Beide gehören zur Familie der Amaryllisgewächse, jedoch zu unterschiedlichen Gattungen.

In REALonline lassen sich über die Suchfunktion einige Schneeglöckchen und Märzenbecher finden, wobei die jeweilige Zuordnung nicht immer ganz einfach ist, weil die Pflanzen nur sehr klein im Hintergrund und nicht botanisch eindeutig dargestellt sind.

Für die Erforschung der materiellen Kultur vergangener Epochen sind menschliche Hinterlassenschaften von zentraler Bedeutung: in der wissenschaftlichen Terminologie – beispielsweise in der Archäologie, aber auch in anderen historisch arbeitenden Fachdisziplinen – werden mit diesem Begriff die aus der Vergangenheit erhaltenen materiellen Zeugnisse bezeichnet, welche in unterschiedlichen Formen auf uns gekommen sind und der Forschung als Quellen dienen können. In dieser Bedeutung – also als das, was uns historische Individuen und Gesellschaften an hinterlassen haben – bilden sie in all ihren vielfältigen Erscheinungsformen seit nunmehr fast fünfzig Jahren den Forschungsgegenstand des Instituts für Realienkunde.

Der Begriff ‚Hinterlassenschaft‘ kann aber auch verhüllend für jene Objekte unterschiedlicher Form und Konsistenz stehen, die von Menschen und Tieren als Endprodukte ihres Verdauungsprozesses  hinterlassen werden.

Wir freuen uns zwei digitale Neuerungen des IMAREAL im Lesesaal der Niederösterreichischen Landesbibliothek in St. Pölten vorstellen zu dürfen. Die Präsentationen von REALonline und memo finden im Rahmen der Veranstaltungen des Vereins für  Landeskunde von Niederösterreich statt. Das Motto des Abends ist „Mittelalterliche Lebenswelten digital erschließen“. Nähere Informationen finden. sie hier.

Im Lauf des Novembers werden sich viele von uns zunehmend bewusst, dass sich das Jahr nun unaufhaltsam dem Ende zuneigt und reagieren teils mit Wehmut, teils mit Nervosität: Die Zeit ist allzu rasch verflogen, und wir schaffen es nun vielleicht nicht mehr, all die Dinge zu erledigen von denen wir glauben, dass sie unbedingt noch in diesem Jahr abgeschlossen werden müssen. Wir können es aber auch positiv betrachten und uns darauf besinnen, dass ja somit auch Weihnachten immer näher rückt – jenes Fest also, das im Christentum den wahrhaft ‚krönenden Abschluss‘ des Jahres bildet.

Am IMAREAL dürfen wir auf ein erfolgreiches und interessantes Jahr zurückblicken und uns gleichzeitig zum Jahresende auch noch über etwas freuen: Nicht nur wurde heuer REALonline, die traditionsreiche Bilddatenbank des Instituts, einem umfassenden Relaunch unterzogen, sondern es wird sich noch in diesem Monat weiterer Nachwuchs in der Familie unserer digitalen Forschungstools und Datenbanken einstellen:

Unsere neue Zeitschrift MEMOMedieval and Early Modern Material Culture Online – wird am 22. November 2017 das Licht der Welt (beziehungsweise des world-wide web) erblicken.

Manche haben vielleicht Mühe auf Albrecht Dürers Holzschnitt zur Geburt Mariens (REALonline 014301) die Wiege auf Anhieb zu finden. Dabei ist sie eigentlich im Zentrum des Raumes dargestellt, in dem die Szene verortet ist. Ein kleiner Tipp: das gesuchte Objekt wird getragen.

1, August 2017
Blog, Schon gewusst?

Im Sommer können Fliegen mitunter als lästige Nebenerscheinung der heißen Temperaturen zur wahren Plage werden. Wird ein_e Mitarbeiter_in des Instituts für Realienkunde bei der konzentrierten Arbeit im Büro von einem solchen, beständig vor dem Gesicht umhersurrenden Insekt gestört, so stellt sich ihr oder ihm vielleicht irgendwann die Frage, ob Fliegen denn auch Eingang in literarische und bildliche Darstellungen des Mittelalters gefunden haben.

Die Omnipräsenz von Weißgebäck im Mittelmeerraum gehört für viele Sommerurlauber/-innen mitteleuropäischer Provenienz zu den prägenden Erinnerungen, ebenso die Freude, wieder das „heimische“ Schwarz- oder Vollkornbrot nach der Heimkehr schmecken zu können. Dies zeigt, wie Nahrung kulturell – in diesem Fall regional – konnotiert sein kann und sich von Kindheit an tief in unsere Identitäten einschreibt.

Unfälle auf Burgen gehören zu den selten schriftlich überlieferten und noch seltener bildlich dargestellten historischen Ereignissen. Dies verwundert umso mehr, sind doch Burgen aufgrund ihrer Baumassen mit hohen Türmen und tiefen Gräben, aber auch wegen ihrer bisweilen exponierten Lage, definitiv nicht das, was man heute unter „Sicherheit am Wohnort“ subsummieren würde.

Seit Mittwoch, den 10. Mai 2017, ist die neue Version von REALonline via Internet für alle verfügbar.

Werke der Österreichischen Galerie Belvedere zählen zu jenen, die besonders oft in unserem digitalen Archiv nachgefragt werden. Wir haben uns deshalb besonders gefreut, die überarbeitete und mit erweiterten Funktionen ausgestattete Bilddatenbank REALonline im neuen Design im Schaudepot Schatzhaus Mittelalter im Prunkstall des unteren Belvedere zu präsentieren.

Das Tagging im Backend und die Anzeige „tagged view“ im Frontend haben wir anhand von einigen Tafeln des Hochaltars in Gampern durchexerziert. Nun können Sie auch interessante Details, die wir erhoben haben, rascher und einfacher finden. So zum Beispiel wurde auch der Schatten, den das Kreuzstockfenster in der Verkündigung an Maria an die Wand wirft, im Bild festgehalten.

Anstatt einer Darstellung betender Stifter zeigt der Andreasaltar im Diözesanmuseum St. Pölten auf dem linken beweglichen Flügel (Werktagsseite) eine Illustration des mittelalterlichen Gedankenmodells rund um die Fürsorge für die Toten, die für die Lebenden verpflichtend war: Mit der Stiftung von Messen und der Verrichtung guter Werke wie der Almosenspende bewirkte man für verstorbene Angehörige Trost oder gar die Erlösung aus dem Fegefeuer – dem Ort der Reinigung der Seele von während der Lebenszeit nicht abgebüßten lässlichen Sünden – und konnte gleichzeitig davon ausgehen, dass einem die ausgeübten Werke eines Tages im Jenseits selbst zugutekommen würden.

All jenen, die des Schwimmens (noch) nicht mächtig sind, stehen heute verschiedene Hilfsmittel wie Schwimmflügel, Schwimmkissen oder Schwimmnudeln zur Verfügung. Dass man sich bereits im Mittelalter Gedanken über Schwimm(lern)hilfen machte, legen verschiedene Quellen nahe.

Nicht erst seit der modernen Raumfahrt interessieren sich Menschen für die Planeten. Im Mittelalter waren natürlich keine Marssonden im Einsatz. Aber für astronomische Forschungen, die auf Errungenschaften der arabischen Wissenschaft aufbauten, wurden komplexe Demonstrations- und Messinstrumente verwendet.

Eine kolorierte Federzeichnung ist einer Handschrift über die Regeln für den Kartäuserorden vorangestellt. Sie zeigt – unten auf dem Boden liegend – den heiligen Bruno, der durch die Beischrift benannt und als erster Kartäuser (und damit Gründer des Ordens) ausgewiesen ist. Mit der rechten Hand stützt Bruno seinen Kopf, mit der linken deutet er auf ein vegetabiles Gebilde, das aus seiner Seite zu wachsen scheint. Der Stamm und die Äste dieser Baumstruktur sind grün eingefärbt. Blassgelbe und blaue Blüten an den Enden bzw. Verzweigungen dieser Äste tragen Brustbilder von Mönchen, Bischöfen und einem Kardinal aus dem Kartäuserorden.

Links oben, unter dem Freitextsuchfeld, gibt es die Filter „Werke“, „Beschreibungen“, „Thesauri“, „Iconclass“ und „Geobrowser“.

Wenn Sie auf einen dieser Filter klicken, öffnet sich links am Bildschirm eine Leiste mit Facetten. Diese können Sie dafür verwenden, Ihre Suche weiter einzuschränken bzw. das Ergebnis zu erweitern.

Die Thesaurus-Suche ist vor allem hilfreich,

  1. … wenn Sie nicht wissen, welcher Begriff in REALonline für einen gesuchten Begriff verwendet wird.
  2. … wenn Sie nach einer übergeordneten Kategorie suchen möchten.

Nachstehend wird anhand von Beispielen erklärt, was konkret damit gemeint ist und wie Sie in beiden Fällen vorgehen können.

Per Default wird bei der Vollanzeige eines Datensatzes die Graph-Ansicht gezeigt.  Ein Graph besteht aus Knoten (den farbigen Kreisen) und Kanten (den Verbindungen zwischen den Knoten). Die Legende erklärt, welche Farbe für welche Kategorie von Knoten steht. Wenn Sie den Cursor über einen Knoten oder eine Kante bewegen, werden in der Infobox die Daten angezeigt.